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senta bremstein keppelt schon wieder:

frustrationstoleranz!

tante senta ist frustriert. sie findet die welt in der wir leben, schon sehr merkwürdig und unbehaglich, fast ein bisschen unwirklich. da gibt es wahlplakate mit kehrenden zauberlehrlingen (wissen die, was sie tun?), unzählbare nekrophile fernsehsendungen (das wort „krimi“ ist ja fast schon zu nett dafür), alle bilder sind durch den homo consumens geprägt (lies einfach mal bei erich fromm unter: „haben oder sein“ nach) , genauso schlimm aber sind die medialen spielverderber, die sich jedes jahr zur weihnachtszeit über den kaufrausch aufregen (kopieren die eigentlich jedes jahr den gleichen artikel?) und überall laufen diese blaumiesen herum, eigentlich sind sie grau und zeiträuber und haben nur einen querstrich als mund. und täglich grüßt das murmeltier.

und damit und mit der übrigen vergeudung von zeit ist man dann so beschäftigt, dass man u.a. folgende schlagzeilen verdrängt: „kluft zwischen arm und reich geht weiter auseinander“, „einkommen von frauen bei gleichen qualifikationen und bedingungen bleibt weiterhin viel niedriger als das der männer“. und warum fragen sich so wenige, warum es in einer so fortschrittlichen zeit noch immer nicht gelungen ist, die arbeitslosigkeit abzuschaffen?

das leben ist veränderung und das ist gut so, sagt senta, aber irgendwie stagnieren die großen probleme bzw. sie werden noch verschärft. glauben die politkerInnen wirklich, sie könnten noch arbeitsplätze schaffen, wenn ständig irgendwo „humankapital“ eingespart wird oder betriebe ins kostengünstigere ausland verlegt werden? nenn mich naiv, aber da stimmt doch was nicht. was für arbeitsplätze sollen denn geschaffen werden und für wen? braucht man das reserveheer der erwerbslosen nicht, um die erwerbstätigen erpressen zu können?

na, jetzt dreh bloß nicht die augen über. es ist doch so: die maschine rennt, aber je mehr sie rennt, umso mehr menschen fallen aus ihr heraus oder sind in ihr eingezwängt. da stimmt doch was nicht. normalerweise würde man so eine maschine reparieren oder wegschmeissen. was aber wird getan? ein paar kleine schrauben werden festgezogen von zeit zu zeit und noch mehr menschen eingezwängt oder rausgeschmissen. und natürlich die geschwindigkeit erhöht, damit wir nicht so viel denken. pfui teufel. vielleicht aber muss verlangsamt, müssen die schrauben gelockert werden.

sag jetzt nicht, bei mir sei eine schraube locker oder: träum weiter senta, die maschine ist alles, was es gibt, oder: die anderen machen es auch so oder: alternative systeme lassen sich nicht finanzieren oder: nenn mich gar gutmensch.
du idiot, steckst da ja voll drin im gleis. schaust nicht rechts und links. wie willst du wissen, ob da draußen nicht hübsche geschwungene wege sind? die maschine spuckt nur geld aus, sonst nichts. geld für ein paar wenige, die auf kosten der anderen leben. die maschine lebt davon, dass wir an sie glauben. sie lebt davon, dass wir ein negatives menschenbild haben, das uns bestätigt, dass wir zwänge und erpressungen brauchen, damit wir spuren. spuren in der spur. und wir sollen glauben, dass jeder, der mit der maschine nicht zurecht kommt oder für sie nicht verwertbar ist, selbst schuld ist. damit wir nicht über das system nachdenken. es soll uns egal sein, solange es nicht uns selber trifft. und wenn es uns trifft, hört uns keiner mehr zu.

wir brauchen neue definitionen von „arbeit“. aus welchem jahrhundert stammt unsere jetztige eigentlich? wir brauchen auch ein neues positives menschenbild. schon mal was von menschenwürde gehört? oder menschenrechten? ich rede nicht davon, weil weihnachten ist. das ist doch dumm. es gibt schon zuviele spendenmarathons zum zwecke der gewissenserleichterung am ende jeden jahres. warum aber gibt es immer noch soviel armut? warum müssen soviele menschen auf der welt immer noch hungern, obwohl wir spenden? die maschine ist nicht interessiert an den menschen oder an der würde. sie will profit. und diesen möglichst schnell. übrigens sind wir alle diese maschine, mach dir das bewusst.

ich habe unlängst eine stellenausschreibung gesehen. ich bin ja mittlerweile schon daran gewöhnt, dass die anforderungsprofile immer länger und diffiziler werden und das, was geboten wird, kaum aufscheint. ich bin auch schon gewöhnt, dass immer mehr von hoher „belastbarkeit“ geredet wird. aber bei dieser anzeige war von einer „hohen frustrationstoleranz“ die rede. soll ich da lachen oder gleich weinen? erst hab ich mich gefragt, ob die frustrationstoleranz mir selbst oder den anderen gegenüber gemeint ist. aber das ist eigentlich wurscht. es geht darum, nicht nur ein hochkompetenter und belastbarer esel zu sein, sondern auch noch ein dummer, still schweigend duldender esel.

was aber ist mit dem spaß? komm mir jetzt nicht mit spaßgesellschaft und anderen abwertenden begriffen. ich bin nicht blöde. spaß und anerkennung sind der motor jeder einsatzfreude und jedes engagements. die frage ist doch immer nur die eine: bist du glücklich, bei dem was du tust, wie du lebst?

ein immer nur jasagender und frustrationen runterschluckender wird unglücklich und krank. (und vielleicht glaubt er dann auch noch, er kann durch konsumation diese leere überbrücken? wäre doch sehr gut für die maschine, oder?) george grosz hat schon in der zwischenkriegszeit gemeint, das motto sei „maul halten und weiter dienen“. da hat sich nicht viel geändert. da muss man doch frustriert sein dürfen. sei doch ein bisschen toleranter zu mir!
was, du nennst mich schroff? an deiner schroffheitstoleranz könntest du auch noch ein bisschen arbeiten.


chapeau für jene, die etwas tun, die sich mit komplexen themen auseinandersetzen, die unbequem bleiben, die querdenken und sich spielerisch-lustvoll und ernsthaft-kritisch für lösungsvarianten von gesellschaftlichen problemen einsetzen.

-- das forum politische bildung steiermark hat z.b. ein dreitägiges symposium zum thema „grundeinkommen – in freiheit tätig sein“ abgehalten und ihre forderungen den politikerInnen übergeben. In kürze wird unter www.gesellschaftspolitik.at eine dokumentation zu finden sein. siehe auch: www.grundeinkommen.at
-- der kunstverein rotor, der seit ende november in den neuen räumlichkeiten in der volksgartenstraße zu finden ist, wird sich in den nächsten drei jahren in dem projekt „land of human rights“ multidimensional mit dem immer und für alle aktuellen thema „menschenrechte“ auseinandersetzen.
-- interact- die werkstatt für theater und soziokultur hat in den letzten monaten das projekt „kein kies zum kurven kratzen. neuer armut entgegenwirken“ in künstlerischer und theoretischer hinsicht bearbeitet. die ergebnisse werden am 20.12.2007 um 10.30 h in der orangerie der öffentlichkeit vorgestellt.
www.gesellschaftspolitik.at
www.grundeinkommen.at
http://www.landofhumanrights.eu...




[Kolumne/Senta Bremstein/05.12.2007]





    Kolumne/Senta Bremstein


    05.12.2007 senta bremstein keppelt schon wieder:

    11.05.2007 senta bremstein keppelt wieder:

    13.11.2006 senta bremstein keppelt:

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